Märry habe ich vor ein paar Monaten auf einer Bloggerveranstaltung kennengelernt und ich war gleich von ihr begeistert. Sie ist Erziehungswissenschaftlerin und Germanistin und macht gerade ihren Master. Ihre Tochter, das Kalinchen, wird im Sommer 5 Jahre alt. Seit Dezember ist sie mit Herrn Raufuss verheiratet. Über ihr Leben als Patchwork-Familie und studierende Mutter in Münster bloggt sie auf frauraufuss.de.
Märry, das klingt nach einem großen Abenteuer mit vollem Terminkalender. Toll, dass du dir Zeit für unser Gespräch genommen hast. Wir sind happy!
MUTTER SEIN UND ARBEITEN – WAS IST DAS TOLLE DARAN?
Nicht nur auf eine Rolle reduziert zu werden. Natürlich ist mein Hauptjob die Mutterschaft. Für meine Tochter bin ich 24 Stunden an 7 Tagen verfügbar. Da sie jedoch in die Kita geht und ich theoretisch auch noch studiere, bin ich dankbar, einen Ausgleich zu haben. Etwas was Priorität hat, abseits von Haushalt und Kind ist, und mir Kraft und Abwechslung schenkt. Oft denke ich, wie schön es wäre, wenn ich tatsächlich nur Mama wäre, nur studieren würde oder nur meinen Job hätte. Aber mal unter uns: ich glaube mir würde schnell langweilig werden. Ich liebe unser Chaos, das Durcheinander und die Abwechslung.
Jeder Tag läuft anders ab und ist nicht berechenbar. Wenn ich nicht das schaffe, was ich wollte, dann ist das eben so. Meine Tochter hat Vorrang und für sie lasse ich Vieles einfach liegen. Ich mag die vielen verschiedenen Facetten und den Druck, meine Rollen jeden Tag aufs neue zu überdenken.
MUTTER SEIN UND ARBEITEN – WAS IST MANCHMAL HART DARAN?
Das Kind ist krank, der Schreibtisch liegt bis oben voll und die Hausarbeit sollte doch schon letzte Woche abgeschickt sein. Nebenbei stapeln sich Texte, die getippt werden müssen und der Kopf platzt gleich. Wenn meine Tochter krank ist, dann bricht unser System zusammen. Dann will ich einfach nur Mama sein.
Da ich viele Dinge nach hinten schiebe, bricht irgendwann alles zusammen und ich bin total überlastet. Daher schreibe ich mir jede Aufgabe auf, versuche wichtige Dinge sofort zu erledigen um im Notfall noch ein wenig Zeit zu haben. Besonders hart wird es, wenn Termine Kindergartenfeste und Nachmittag zum Platzen bringen. Dann blutet mein Mamaherz, ich weiss aber dann, wofür ich das gerade mache. Nach fast 5 Jahren als Mama habe ich gelernt, dass ich zwar in erster Linie eine Mama bin, ich mich und meine Bedürfnisse aber nicht vergessen darf.
WAS MÜSSTE VERÄNDERT WERDEN, UM EINE PERFEKTE ARBEITSWELT FÜR MÜTTER ZU SCHAFFEN?
Die Kitas müssen flexibler werden. Unsere Kita hat zwar relativ lange geöffnet, für mich passen die Zeiten aber überhaupt nicht. Gerne würde ich meine Tochter später bringen und erst zum Abendessen abholen. So könnte ich Veranstaltungen in der Uni besuchen die bis 17.45 Uhr gehen. Da ich meistens von zu Hause aus arbeite, wäre mir ein offeneres Betreuungssystem lieber. Auch sollten mehr Möglichkeiten für Teilzeitbeschäftigungen ausgebaut werden. Mein Referendariat kann ich zum Beispiel nicht in Teilzeit ableisten, ich bin gezwungen eine Vollzeitstelle aufzunehmen.
Solange das Land und der Bund keine Perspektiven für arbeitende Mütter schaffen, ist es schwierig, allem gerecht zu werden. Denn natürlich kann man das schaffen, ob man allen Rollen aber so entspricht wie man es sich selbst vorstellt, bleibt offen.